08: Albanien 1.0

März 19, 2023 0 Von admin

Nachdem wir am Montag unsere eingefahrene Schraube aus dem Vorderrad entfernt und das Rad repariert hatten, passierten wir kurze Zeit später die westlichste Grenze Griechenlands zu Albanien. Hier waren die Straßen noch eben und modern – das änderte sich allerdings recht schnell, sobald man die Hauptstraßen Albaniens verließ.

Zuerst fuhren wir zu den heißen Quellen von Përmet. Diese sind wunderschön in einem Tal gelegen mit Blick auf die schneebedeckten Berge. Dort hat man die Wahl zwischen verschiedenen Bädern, die unterschiedliche Temperaturen haben. Und da Henry und ich Frühaufsteher sind, hatten wir die Quellen vor dem Ansturm der Touristen ganz für uns allein:

Danach fuhren wir zum Blauen Auge Albaniens (Syri i Kaltër). Dies ist eine Karstquelle im westlichen Gebirge Mali i Gjerë und mit 6 m³/s die wasserreichste Quelle Albaniens. Da das Wasser explosionsartig aus der Tiefe schießt, ist die genaue Höhe noch nicht bekannt. Allerdings hat die Quelle ihren Namen “blaues Auge” daher, dass sie durch den hellen Kalkstein und das Sonnenlicht tiefblau erscheint. Und da wir an diesem Tag herrliches Wetter hatten, konnten wir die Quelle von ihrer schönsten Seite sehen:

Nach diesem Ausflug ging es weiter nach Berat, einer mehr als 2000 Jahre alten Stadt etwa 70 km südlich der Hauptstadt Tirana. Berat ist auch bekannt als die “Stadt der tausend Fenster” und zeichnet sich durch eine einzigartige Architektur mit Naturstein und Holz aus. Um dorthin zu gelangen, benutzten wir Google Maps – und würden dies in Albanien nie wieder tun. Die vorgeschlagene Route war zwar wunderschön, aber selbst für unser Auto eine große Aufgabe. Statt der von Google Maps angegebenen 1 1/2 Stunden brauchten wir also knapp vier Stunden, was die Tagesplanung ein wenig durcheinander gebracht hatte. Die Fahrt hat uns auch ziemlich viel Kraft gekostet, da der Pfad teilweise extrem schmal und steil war. Wir mussten nicht nur auf spitze Steine achten, die die Reifen zerstören konnten, sondern auch auf unzählige Löcher und Kanten im Boden. Wir machten jedoch noch ein paar Drohnenaufnahmen an einem vergleichsweise einfach zu befahrenden Abschnitt, um die schöne Aussicht einzufangen:

Schon angekommen, mussten wir aber Berat vorzeitig verlassen. Aus Gesundheitsgründen von Hazel mussten wir spontan nach Tirana ins Tierkrankenhaus, um eine Umfangsvermehrung an ihrer Lefze zu untersuchen. Glück im Unglück: wir konnten einen malignen Tumor ausschließen, sodass wir unsere Reise von hier aus normal weiterführen können.

Nun, jetzt waren wir in Tirana und es regnete in Strömen. Da war uns klar, dass wir so schnell wie möglich weg von den Menschenmassen wollten, zurück in die Natur. Einen solchen Ort fanden wir etwa zwei Autostunden entfernt an der Küste Albaniens. Hier durften wir kostenlos an einer (noch) leeren Strandbar stehen, uns an der Bar bedienen (kostenlos!) und am abendlichen Lagerfeuer teilnehmen. Da wir uns hier sehr wohl gefühlt haben und das Internet sehr gut war, habe ich hier ein paar Tage durchgearbeitet. Derweil hat Henry unter anderem erfolgreich auf der Slackline geübt:

Am Samstagmorgen machten wir uns auf den Weg, um ein paar Besorgungen zu machen: einkaufen, Wasser tanken, die Gasflasche auffüllen, das Auto waschen. Danach fuhren wir zu einem Restaurant, das uns ein Einheimischer in der Strandbar empfohlen hatte. Er kündigte es uns als “sehr teuer” an, allerdings meinte er, wir könnten dort abends stehen und das Essen sei toll. Gesagt, getan – Samstagmittag kamen wir im “Mrizi i Zanave Agroturizem” an. Das ist nicht nur einfach ein Lokal, sondern ein an einen Bauernhof angeschlossenes Restaurant, das ausschließlich regionale Produkte verwendet. Das Highlight war, dass uns eine Kellnerin nicht nur den Hof, sondern auch die hofeigene Käserei, den Weinkeller und das Land zeigte. Der Hof erntet auch eigenes Obst und Gemüse, das er in seiner Küche einlegt und in einem süßen Hofladen verkauft. Auch die im Restaurant angebotenen Tiere stammen ausschließlich vom eigenen Hof – und von deren Haltung konnte man sich vor Ort selbst einen (positiven) Eindruck verschaffen.

Besonders schön war es auch, dass wir hier wieder nette Camper getroffen haben: Marc und Doro! Sie waren gerade aus Saudi-Arabien angereist (ja, ihr habt richtig gelesen) und hatten ebenfalls von diesem Geheimtipp gehört. Sofort saßen wir zusammen im Restaurant und hatten einen lustigen, interessanten und vor allem kulinarischen Abend. Eine Besonderheit dieses Restaurants ist, neben der tollen Architektur (alt und neu gemischt) und dem Service, die Speisekarte. Diese gibt es nämlich eigentlich nicht. Die Optionen werden einem stattdessen mündlich präsentiert: Es gab mehrere Vorspeisen, ein Hauptgericht, ein Vordessert und ein richtiges Dessert. Besonders begeistert war ich von meinem Essen, denn es gab hausgemachte Nudeln mit einer Blaubeersauce. Zum Nachtisch wählte ich nach einem Obstteller Lorbeereis mit Schokoladensufflee. Die anderen hatten eine mit heißem Karamell gefüllte und gebackene Quitte, Henry einen frischen Käsekuchen mit Granatapfel. Zu den Speisen gab es den hauseigenen Wein, Raki und eine Art vergorenen Traubensaft – köstlich. Da alle Produkte aus regionalem und biologischem Anbau stammten und der Service einfach erstklassig war, hatten wir mit einer hohen Summe gerechnet – aber Pustekuchen. Wir haben zu viert umgerechnet knapp 65 Euro für alles zusammen bezahlt, ein Witz, wenn man bedenkt, was hier für ein Service geboten wurde! Heute Morgen konnten wir hier sogar für umgerechnet 8 Euro frühstücken ein einziges Schlaraffenland:

Vollgefressen und vollbepackt mit Köstlichkeiten aus dem Hofladen sind wir am Mittag dann wieder losgefahren. Unser derzeitger Standort ist direkt an einem See gelegen, an dem wir die kommenden Tage arbeiten werden. Zwischendurch möchten wir uns aber auch Zeit nehmen, unsere Angel zu werfen und mit Hazel die schöne Gegend zu erkunden.

Apropos Hazel: Unser Schweinchen hat heute Geburtstag, also darf sie heute noch ein gekochtes Geburtstagsei suchen 😀 Ich kann nicht glauben, dass es schon 4 Jahre her ist, dass wir Hazel bekommen haben. Immer wieder hören wir von anderen Campern hier, dass sie ein wahrer Traumhund ist – und ja, das ist sie!